Tantalas Zerza

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Tantalas Zerza
Goblin-Schreck
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Tantalas Zerza

Beitrag von Tantalas Zerza » 10:32 11.02.2004

Da es mich auf Umwegen in diese Hallen verschlagen hat, hier ein kurzer ! :) Bericht über mich und meine Wege zu Euch ... viel Spaß ?!? beim Lesen... (und natürlich sind alle vermeintlichen Fehler Ausdruck der künstlerischen Freiheit die jedem Geschichtenerzähler gewährt werden möge)

Wie jede gute Geschichte möchte ich auch diese einigen Leuten widmen, die dazu beitrugen, in RL wie im Spiel, das ich Stunden voller Spaß und Freude erleben durfte. Da wäre, vor allen anderen, Gilfalas. Nicht umsonst hat der Name die Bedeutung, die ich ihm gab. Wir kennen uns nun schon richtig lange.. und haben so manche Gilde geteilt... so manchen Feind besiegt, und oft Dinge geredet, die fern ab aller Spielwelten lagen. Stets wusste ich, dass es jemanden gab, dem ich ALLES erzählen konnte, und bei dem ich Rat und Meinung erfragen konnte. Dafür an dieser Stelle meinen Dank. Danken möchte ich auch Mephistos und Melody .. die beiden zeigten mir, was Liebe sein kann. Danken möchte ich auch ALLEN BoWs, allen voran DoomGuard, für die tolle Zeit, die ich mit den BoW hatte. Egal was auch gewesen ist, ich möchte die Zeit mit euch nicht missen. Und ..natürlich, mein besonderer Dank gilt meinem Schatz Sineah, die mir in einer Zeit des Frustes den Spaß am Spiel zurück gab. Danken möchte ich auch „Vater“ Jarnah und „Onkel“ Ganimedes. Ich weiß noch, wie ich um Sineahs Hand anhielt.. und ihr da mit euren Bierkrügen standet und mich schmoren ließt. Danke, dass es nicht noch schlimmer war.
Danken möchte ich auch allen, die hier nicht namentlich erwähnt sind... ihr alle macht das Spiel zu einem Ort, wo man sich wohl fühlen kann, und für einige Stunden der Realität entschwinden kann. Und doch hier und jetzt ein Wort der Warnung: es ist, trotz allem, nur ein Spiel. Verliert die Realität nicht aus den Augen...

Auf einer kleinen Lichtung, tief im dichten Wald, kauern zwei einsame Gestalten um ein kleines Lagerfeuer, welches verzweifelt sein Licht gegen das Dunkel der Nacht schickt. Ein stattlicher Rehbraten schmort langsam in der Hitze des Feuers seinem Ende entgegen.
„ ... so.. jetzt wo das Feuer brennt, und auch der Rehbraten langsam über den Feuer brutzelt, will ich euch meine Geschichte erzählen. Sie mag lang, verschlungen und voller unglaublicher Dinge sein.. doch ist es die Wahrheit.“
Die größere Gestalt der Beiden starrt lange ins Feuer, bevor sie fort fährt:
„Was, mein Freund, wisst Ihr eigentlich über das vergessene Volk der Elfen? Wisst ihr mehr, als das dieses Volk während der 2. Offenbarung für immer vom Angesicht dieser Welt getilgt wurde? Nein? Das habe ich mir gedacht... so lasst mich hier und heute die wahre Geschichte des Volk der Elfen erzählen.“

Die große Gestalt nimmt einen langen Schluck aus Ihrem Weinschlauch und fährt dann fort:

„Es war eine Zeit des Streites. Die Elfen waren nicht nur ein Volk, die Elfen waren eine Ansammlung vieler stolzer Fürstenhäuser. Mein Vater, Arandar Elohim, gehörte zu den wenigen der Fürsten, welche die Warnung der Offenbarung ernst nahmen. Viele spotteten der Offenbarung, und dieser Spott sollte später großes Leid über unser Volk bringen.. doch ich greife der Geschichte vor. Mein Vater war ein Mann, der die Warnung ernst nahm, und so wurden mein Bruder Gilfalas und ich erzogen, im Geiste der Offenbarung. Oft verstanden wir unseren Vater nicht, seine Lehren, seine Geschichte, doch tief in uns war uns eins klar: all dies hatte nur ein Ziel... uns auf etwas vorzubereiten, was noch fern in der Zukunft lag.

Genossen wir in jungen Jahren noch gemeinsam den Unterricht, so wurden wir im Alter von 20 Jahren getrennt. Gilfalas wurde in die Künste der Magie unterwiesen. Ich selbst wurde von Elrion Sonnenstern, dem bekannten Waffenmeister, in die Künste der Waffenführung unterwiesen. Während dieser Zeit sahen Gilfalas und ich uns kaum, und doch genossen wir diese seltenen Augenblicke, und unsere Streiche drangen über die Mauern des Hofes meines Vaters. Ich weiß noch, wie Gilfalas damals mitten im Essenssaal, vor den Augen der Delegation vom Hofe Tauroinsos meinen Vater verschwinden lies. Die Aufregung war groß... aber eigentlich war nichts passiert. Gilfalas hatte nur den neusten Zauber gesprochen, den er gelernt hatte, den Unsichtbarkeitszauber. Ich besuchte ihn dann oft in seiner Stube, wohin er für lange Zeit verbannt worden war. Na ja.. dafür war Gilfalas auch oft in meiner Stube. Ich weiß noch, als wäre es erst gestern gewesen, wie ich wegen der Sache mit der Übungspuppe drei Wochen auf meinem Zimmer hocken musste. Eigentlich hatte ich nichts gemacht, na ja ... fast nichts. Die Puppe war so geartet, dass ein Reiter auf die Puppe halten sollte, diese mit seiner Lanze anstoßen, und dann die Puppe sich drehen sollte. Ziel der Übung war es, dem Schlag der Puppe auszuweichen. Dafür mussten die Reiter dicht neben der Puppe reiten. Und ich habe dann nicht mehr gemacht als den Drehmechanismus zu sperren. Das waren Flüge. Wie sie in die Puppe ritten und dann unsanft aus dem Sattel gehoben worden.

So zogen die Jahre ins Land, und wir lernten, lernten und lernten. Oft trafen wir spät nach dem Unterricht noch, tranken im Keller ein Bier und sprachen über die Zukunft. Gegenstand unser Gespräche war mittlerweile nur noch ein Thema: die Offenbarung. Würden wir Gefallen vor den Augen des Richtenden finden? Würde sich unser Volk als würdig erweisen? Mein Vater glaubte dies nicht. Eines Abends, ich war müde von meinem letzten Waffentraining, wurde ich in den großen Saal gerufen. Dort waren bereits alle versammelt. Mein Vater, meine Mutter, Gilfalas und die engsten Vertrauten meines Vaters. Etwas verdutzt ob dieser Versammlung entbot ich den Versammelten meinen Gruß und wartete schweigend auf das, was nun kommen würde. Lange herrschte Schweigen... und dann, gerade als ich das Schweigen brechen wollte, um Erklärung ersuchen wollte, brach mein Vater das Schweigen:

„Freunde... Vertraute... meine Söhne... dies ist ein trauriger Tag. Der Tag der Offenbarung naht... doch. .. schaut euch die anderen Höfe an. Nie.. ich sage es hier und jetzt in aller Klarheit, nie wird das Volk der Elfen die Offenbarung überleben. Diese Arroganz, diese unglaubliche Uneinsicht, und diese geblendete Gehabe, als wären wir etwas besseres.. dies wird unsere stolze Rasse.. uns alle.. zu Fall bringen. Lange habe ich nachgedacht.. all die Jahre. Ich bin zu alt, um diesem Schicksal zu entfliehen. Doch ihr, meine Söhne, ihr tragt die Zukunft unseres Volkes mit euch. Ich werde euch auf eine ferne Welt schicken.. fern der unseren. Nur durch ein misslungenes magisches Experiment erfuhren wir von ihrer Existenz. Dorthin werden wir euch schicken. Dort sollt ihr euch beweisen, leben und lernen. Eines Tages wird sich euch eine Chance der Wiederkehr offenbaren... seid geduldig. Und erweist euch als würdig.“ Als ich diese Worte vernahm war ich wie vom Blitz getroffen. Ich sollte weichen, auf eine unbekannte Welt geschickt werden, jetzt, wo endlich die Offenbarung bevor stand? Mein Blick wanderte über die Versammelten zu meinem Bruder. Auf seinem Gesicht spiegelten sich ähnliche Gedanken. Doch.. was sollten wir tun .. war dies doch der Wille unseres Vaters. Und wohlmöglich der letzte Wunsch, wenn seine Befürchtungen stimmen sollten. Ich trat, gleichzeitig mit meinem Bruder, zu Vater vor. Nicht umsonst trage ich den Namen Tantalas, bedeutet er doch in der Sprache der Menschen soviel wie „Der Redsame“. „Vater“, setzte ich an „so dies dein Wille ist, so werden wir uns dem beugen.“ An dieser Stelle schaute ich zu meinem Bruder hinüber. Er nickte leicht. Derart bestärkt fuhr ich fort. „Doch... was soll aus uns werden? Was wird aus euch? Welchen Wert hat es, auf eine Welt wiederzukehren, eines fernen Tages, wo wir die einzigen Lebenden sein werden?“ Bei diesen Worten schaute mein Vater mir direkt in die Augen. „Meine Söhne, ich bin nicht der Einzige, der seine Kinder auf jene Welt schickt. Andere Fürsten, die meine Befürchtungen teilen, verfahren ähnlich. So erzählen es zumindest meine Getreuen.“ Getreue.. welch Umschreibung für Spione an den anderen Höfen. Sicher.. heute gelten die Elfen als ein Volk, welches edel, sanftmütig und von großer Schönheit war. ... Was wisst ihr Menschen doch wenig über uns. Ja.. wir sind nach euren Maßstäben schön. Doch... edel? Wohl kaum.. damals herrschten Intrigen, Verschwörungen und Machtkämpfe unter den Fürstenhäusern, wie man sie sich kaum vorstellen kann. Doch... verzeih... ich schweife ab.“ Die größere Gestalt rückt näher an das Feuer, dreht den Braten ein wenig und nimmt einen langen Schluck aus dem Weinschlauch..

„Wo war ich .. ach ja.. die Verabschiedung. Gegen die Worte meines Vaters wagten weder Gilfalas noch ich uns aufzulehnen. So wurde die Versammlung aufgelöst. Noch am nächsten Tag sollen wir zu jener fremden Welt geschickt werden. Doch an diesem Abend fand erst noch eine kleine Feier statt. Zum einen hatten Gilfalas seinen 35. Geburtstag und die damit verbundene Aufnahme in die Reichen der Hofmagier zu feiern, zum anderen feierten wir den Abschied. Was vor uns allen lag, Gehenden wie Bleibenden, vermochten wir nicht zu sagen. Und so war die Stimmung bedrückt. Schon früh zogen Gilfalas und ich uns von dem Fest, so man es so überhaupt nennen kann, zurück. Schon zu dem Weg zu unseren Zimmern schmiedeten wir Pläne. Egal was auf dieser Welt auch sein würde, eins stand für uns fest: Wir würden zusammenbleiben, und gemeinsam eines Tages auf diese Welt zurückkehren. Und, darin waren wir uns einig, dies würde so früh wie möglich sein. Wie lange es dann tatsächlich dauern sollte, wusste zu diesem Zeitpunkt keiner uns.

Schnell packten wir die letzen Sachen, Gilfalas seinen Zauberkram, ich weiß nur noch, dass einige Bücher und komische Stäbe darunter waren, während ich meine Rüstung ein letztes Mal auf Mängel prüfte, mein Schwert nochmals schärfte und dann, als wäre es abgesprochen gewesen, Gilfalas vor meiner Tür antraf. Ohne das wir uns abgesprochen hätten, gingen wir schweigend durch das Schloss, besuchten alle Orte der Kindheit, schmunzelten hier und da in Erinnerungen versunken, und dachten das ein oder andere Mal voller Grimm an die Stunden des Lernens und Übens, welche wir mit einigen Orten verbanden. So wanderten wir wohl die Nacht über herum, nahmen ein letztes Mal die Bilder dieses Ortes in uns auf, welchen wir nun für lange Zeit verlassen würden.

Am frühen Morgen wurden wir zu Vater gerufen, doch nicht in den Festsaal, sondern in den Magierturm. Dort standen einige der alten Hofmagier um eine Art Torbogen versammelt. Ich hatte damals von Magie und Zauberei nicht so die Ahnung, das war Gilfalas Gebiet. So schien er auch sofort zu verstehen, was hier vorging. Mein Vater bedeutete den Magiern anzufangen. Noch während ich mich fragte, wie wir denn nun zu jener Welt kommen sollten, als plötzlich in der Mitte des Torbogens ein bläuliches Licht erschien, welches schnell den ganzen Torbogen erfüllte. Es ist schwer zu beschreiben, doch sah es aus wie Wasser, von wellenförmigen Bewegungen durchzogen und doch strahlte es in einem blauen Licht, welches dem Blau eines strahlenden Himmels nahe kam.

Dies sollte das Tor zu jener Welt sein, die ab dem heutigen Tag unsere neue Heimat auf unbestimmte Zeit sein würde? Fragend schaute ich zu Gilfalas rüber, der leicht nickte.

Vater schickte die Hofmagier aus dem Raum, nur Gilfalas, Mutter und ich blieben. Lange schauten wir uns nur schweigend an, wusste wir alle, das der Moment des Abschiedes gekommen war. Mutter ergriff als erste das Wort: „Meine Söhne“ an dieser Stelle bebte ihre Stimme leicht „ich weiß nicht was ich sagen soll. Wir haben euch alles angedeihen lassen, was wir euch zu geben vermochten. Eine Erziehung, eine Ausbildung in den unterschiedlichen Künsten, und nicht zuletzt all unsere Liebe. Gemeinsam werdet ihr euch den vor euch liegenden Aufgaben stellen, und gemeinsam werdet ihr sie meistern.“ An dieser Stelle versagte ihr die Stimme, und sie nahm uns beiden in die Arme. Lange standen wir so dar, genossen ein letztes Mal die Nähe und die Wärme.

Dann sprach Vater. „Meine Söhne, wenn ich euch beiden jetzt so sehe, erfüllt Stolz mein Herz. Ich weiß noch, wie ich euch damals nach der Geburt in den Händen hielt. Diese kleinen Häufchen Elfenblut. Heute stehen zwei Prachtkerle vor mir, von denen ihre Lehrer sagen, sie wären wahrlich bewandert in ihren Künsten, wenn auch ungezügelt, stürmisch und übermütig. All dies wird euch helfen, auf der fremden Welt zu überleben. Und nicht nur ihr werdet überleben. Mit euch wird das Elfenvolk weiterleben, und, so Artherk es will, eines Tages auch wieder auf diese Welt wiederkehren. Ehre und Stärke mit euch meine Söhne.“ Mit diesen Worten klopfte Vater uns ein letztes Mal auf die Schultern, blickte uns ein letztes Mal aufmunternd in die Augen und wies dann auf den Torbogen.

Er versuchte es zu verbergen, aber tief in seinen Augen stand die Trauer um uns, um die Elfen, um all das, was nach uns geschehen würde, geschrieben. Gilfalas schaute zu mir rüber, und trat dann durch den Bogen. Wenige Augenblicke später fasste ich all meinen Mut zusammen, und schritt ebenfalls hindurch.

Was dann kam, vermögen Worte kaum zu beschreiben. Ich will es trotzdem versuchen. Es starker Sog erfasste mich, während um mich herum alles in blauem Licht erstrahlte. Hier und da blitze es blendend hell auf, und der starke Sog zerrte an mir. Auf einmal gab es einen harten Ruck, und ich fiel unsanft auf harten Stein. Neben mir stand, leise lächelnd, Gilfalas. Doch hatte wir nicht nur eine fremde Welt betreten, auch unser eigenes Aussehen war verändert. Fühlte ich mich wie immer, offenbarte doch ein Blick in den Spiegel, das meine elfischen Züge vollkommen verschwunden war. Gilfalas und ich sahen aus wie gewöhnliche Menschen.

Doch wo waren wir gelandet? Es handelte sich um eine Art Taverne, unmittelbar vor mir befand sich eine Theke, hinter der eine alte Frau beschäftigt einen großen Topf Suppe umrührte. Freundlich bot sie mir und Gilfalas eine Schale davon an, die wir dankend annahmen. Zudem erzählte sie von anderen Neuankömmlingen, welche nur wenige Stunden vor uns angekommen waren. Gilfalas und ich schauten uns an. Elfen von den anderen Fürstenhäusern? Doch selbst wenn, wie sollten wir sie erkennen? Nach dem Essen, die Suppe war selbst nach elfischen Maßstäben vorzüglich, machten Gilfalas und ich uns, derart gestärkt, daran die Welt zu erkunden. Und schon mit den ersten Schritten kamen die ersten schlechten Neuigkeiten zu Tage. Meine Rüstung, mein gutes altes Langschwert, all das war aus meinem Rucksack verschwunden. Statt dessen hatte ich nur noch einen Lederwams und einen Dolch dabei. Und komische Kräuter. Auch Gilfalas ging es nicht anders. Doch ihn traf noch etwas anderes besonders hart. Seine Zauber, all die Künste, die er so mühsam erlernt hatte.. all dies funktionierte hier nicht.

Die Erkenntnis traf uns wie ein Lichtstrahl in dunkler Nacht: wir waren auf einer fremden Welt, neu und unerfahren, und würden ums Überleben kämpfen müssen. Wir würden lernen müssen, wie diese Welt funktionierte, und von Grund auf lernen, was wir schon beherrscht hatten. So langsam wurde uns klar, welch harte Prüfung wirklich vor uns lag.

Die nächsten Tage waren geprägt vom vorsichtigen Erkunden dieser fremden Welt. Folgendes offenbarte sich uns in den folgenden Wochen und Jahren. Wir waren auf einer Welt namens Meridian 59 gestrandet. Sie hieß so, weil sie am 59. Meridian lag, was auch immer ein Meridian ist. Ich spreche hier in der Vergangenheit von dieser Welt, weil sie bereits zu diesem Zeitpunkt dem Untergang geweiht war. Doch davon wussten wir natürlich noch nichts. Auf der Welt gab es einen riesigen Festlandsockel, und eine kleinere Halbinsel, welche durch unterirdische Gänge, welche von Höhlenorks, den noch brutaleren Verwandten der Steppenorks, bevölkert wurden. Und, was nur die tapfersten unter uns wussten, war dass der legendäre Orkboss dort tief in den Höhlen seine Miene hatte. Die Insel war, abgesehen von einer Stadt, die direkt am Meer lag, mit Dschungel bedeckt, in dem die Völker der Avare lebten. Geheimnisvolle Vogelwesen, in deren Reihen es Schamanen gab, welche die Luft mit Sandstürmen durchzogen oder mit der Kraft Farens die Erde zum Beben brachten. Ja.. die Magie. Gilfalas musste sich lange an dieses gar so anders geartete Magiesystem gewöhnen. Dort erhalten Magier Zaubersprüche von den Priestern der einzelnen Gottheiten, und je nach Grad ihrer Treue zu den Göttern vermochten die Magier Zaubersprüche mit gar unglaublicher Macht zu sprechen. Doch.. und das ist der gravierende Unterschied gewesen, das Zaubern auf Meridian erforderte Zutaten, auch Reagenzien, kurz Reas genannt. Und diese mussten mühevoll gesammelt oder teuer eingekauft werden. So waren die wirklich wirkungsvollen Zauber sehr teuer, und wurden nur selten angewandt. Doch wo ich gerade das Thema ansprach. Die Götter... so wie Artherks und Ogrimars Gefolgsleute im ewigen Streit miteinander liegen, so herrschten auf jener Welt die Mächte des Lichts im Namen der Göttin Sha-Lill, während das Böse im Namen Qors das Land für sich beanspruchte. Doch.. neben diesen beiden Göttern gab es noch andere.. Faren, die Göttin der Natur, Riija, der Gott der Illusionen, Kraanan, der Gott des Kampfes und der Schutzzauber und nicht zuletzt Jala, die Göttin der Barde. Die Anhänger dieser Schule wirkten ihre Magie mittels einer Laute... exotisch, aber faszinierend. Jeder dieser Götter hatte einen geweihten Tempel, in dem die Priester und Priesterinnen die Zauber und Fähigkeiten lehrten und unterrichteten. War der Sha-Lill Tempel leicht erreichbar in den Wäldern um Marion zu erreichen, so lag der Tempel von Qor schwer erreichbar, versteckt in einer Felsspalte. So faszinieren diese Welt auch war.. selbst bis zum letzten Tag.. so tödlich waren ihre Bewohner. Und damit meine ich nicht nur die Monsterhorden, welche diese Welt bewohnten. Oft starb man nicht durch einen Klauenhieb oder einen Biss, nein, eine heimtückisch geschwungene Klinge oder ein tödlicher Griffzauber, egal ob Säure, Eis oder Feuer, beendete das Leben in der Unterwelt. Die Unterwelt.. ein Ort, zu vergleichen mit unseren Tempeln. Und doch... so völlig anders. Ein Besuch der Unterwelt, sei es durch Diebe, Mörder oder Monster, ging einher mit dem Verlust von Lebensenergie, die nur in unzähligen Kämpfen zurückerkämpft werden konnte, und leider auch mit dem Verlust an Wissen in Zaubern und Waffenfertigkeiten. Die Mörder... und Diebe... ein Thema für sich. Stundenlang könnte ich über die Mörder des Orden der reinigenden Finsternis berichten, von unzähligen Schlachten auf der Brücke vor dem Schloss Far’Nohl, von unzähligen Überfallen in den Ebenen, von jenen tagelangen Belagerungen von Tos, die letztlich immer wieder, wenn auch unter schrecklichen Verlusten, beendet wurden. Oder von jenen verzweifelten Schlachten in der Schlucht vor Jasper, wo die Helden der Welt, egal ob Gefolgsleute von Qor oder Sha-Lill, Rücken an Rücken, vereint im verzweifelten Kampf um die Welt, den Heerscharen von Monstern die Stirn darboten. Oder an die unzähligen Feiern nach solchen Anlässen im Festsaal der Burg Schwarzfels. Und.. an all die Saufgelage in der Taverne von Tos, die bis zum Mittag andauerten und oft im Boxwettkämpfen in der Arena endeten.

Doch all das in Worte zu fassen, all jene Abenteuer, all die Schicksale der Freunde und Feinde, die Augenblicke des Triumphes und die bitteren Stunden der Niederlage, all das hier wiederzugeben würde wahrhaftig ein Leben lang dauern. Ich werde nur die Dinge erzählen, die mir und Gilfalas in jener Zeit passierten, und mich auf das Wesentliche beschränken. Und doch.. leben tief in unseren Herzen all die Freunde und Feinde weiter, die wir auf jener Welt trafen. Und ganz tief in mir drin weiß ich, das auch andere den Weg nach Althea zurückgefunden haben, rechtzeitig vor dem Untergang unser aller Welt. Unserer Heimat, wenn auch nur für kurze Zeit, am Alter der Elfen gemessen.“

Die große Gestalt rückt dicht ans Feuer, und das Licht fällt auf das Gesicht. Ist es eine Träne, die dort im Schein des Feuers gen Boden rollt? Doch dann geht ein Ruck durch die Gestalt, und mit fester Stimme fährt sie fort:

„Wo war ich? Ach ja.. unserer Ankunft in Jasper. Nun, Gilfalas und ich verließen Jasper und die freundliche Witwe noch am selben Tag. Ein Händler hatte uns die ungefähre Route gen Tos beschrieben, einer Stadt, die der erste Anlaufspunkt für Neuankömmlinge war. Tos, bekannt für sein Schloss Schwarzfels, Residenz von Herzog Arkadius, und die königliche Arena, ist vom Wald umsäumt, welcher wiederum nur durch steile Bergschluchten und schmale Pfade zu erreichen ist. Die Reise dorthin war ein wahres Abenteuer. Kaum hatten wir Jasper verlassen, stürmte eine Horde von Spinnen, so groß wie ein Kürbis, auf uns zu. Es war kaum heldenhaft, wie wir diese Situation meisterten... wir umliefen sie.. und das in einem Tempo, welche schon rekordverdächtig war. Ein tapferer Versuch, sich mit dem Dolch dieser Kreaturen zu erwehren, endete in solchen Schmerzen, das wir schnell weiterliefen. Richtung Gebirge. Der Händler hatte uns gewarnt, das Gebirge werde von Trollen bewohnt. Doch.. wer beim Wort Troll an Trolle wie die unseren denkt, liegt falsch. Kreaturen von unglaublicher Hässlichkeit, groß wie Häuser, und mit Krallen, scharf wie Meisterstahlschwerter, flössen diese Kreaturen nur Angst und Furcht ein. Zudem sind sie so bösartig, dass sie Reisende ohne Vorwarnung angreifen. Kaum hatten wir das Gebirge und den schmalen Pfad betreten, wurden wir einer dieser Kreaturen gewahr.. und sie leider auch unserer. Leider sind diese Kreaturen alles andere als langsam, und so endete der Versuch, mittels Laufen diese Gefahr zu überwinden, leider in der Unterwelt. Ein Ort, wo der Boden aus flüssiger Lava zu bestehen scheint, von Mauern aus Schädeln umfasst ist, und das Schreien gepeinigter Seelen die Stille durchschneidet. Dort fanden wir uns wieder... umgeben von Portalen, hinter denen wir schwach Abbilder von entfernten Orten sahen. Da uns all diese Orte noch nichts sagten, wählten wir ein Portal, hinter dem schwach eine bevölkerte Taverne zu sehen war. Und wir hatten Glück. Nach dem Durchschreiten fanden wir uns in der Taverne von Tos wieder. Wir waren angekommen. Um Hab und Gut dank unserer Begegnung mit dem Troll beraubt, waren wir letztlich dank Glück am Ziel unserer Reise angekommen, Tos. Was sollten wir nun tun? Ohne Hab und Gut blieb uns nichts anderes über, als kleine Botengänge und Arbeiten zu übernehmen. Es war eine mühselige Zeit, und oft deckten die Belohnungen für die Botengänge kaum die Kosten für Kost und Unterkunft. Und doch.. lernten wir auf diese Weise, wie all die Abenteurer und Neuankömmlinge auch, das Land und die Gefahren die es barg, kennen. Und.. wir lernten die Helden dieses Landes kennen. Grob gesprochen gab es zwei Parteien, die Schurken des Ordens der reinigenden Finsternis, kurz OdrF, und die Bewahrer von Recht und Ordnung, erklärte Feinde der OdrF’ler, die Forsaken Warriors. Diese beiden Gilden lagen im Krieg, schon so lange sie es gab. Beide hatten Anhänger aller Götter in ihren Reihen, die ihre Künste für die eine oder andere Seite in die Schlacht warfen. Und das waren Schlachten. Doch dazu später. Die Zeit ging ins Land, und langsam aber sicher lernten wir dazu, lernten den Umgang mit Waffen und Magie neu, und kamen so langsam in ein Alter, in dem man von den großen Gilden umworben wird. Doch für mich und Gilfalas stand seit unserem ersten Zusammentreffen mit Vertretern beider Gilden fest, das wir uns nicht in den ewigwährenden Kampf würden einbeziehen lassen. Um Neutralität bemüht, gerieten wir zwar immer wieder in Hinterhalte der OrdF’ler, doch an sich lebten wir uns immer besser in diese Umgebung ein, so schwer das auch vorstellbar sein mag. Und so kam es dann eines Tages, das Gilfalas und ich bei einer Reise von Marion nach Barloque im Tempel von Sha-Lill Rast machten. Dort geschah etwas, was unser Leben ab diesem Tag an für immer verändern sollte. Ein Wendepunkt in unserem Leben auf jener Welt. Und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Gilfalas im Tempel von Sha-Lill, gelegen in den Wäldern um Marion, für eine kurze Rast einkehrten. Am Brunnen, der mit kristallklarem Wasser gefüllt war, ließen wir uns, erschöpft von den Strapazen der Reise, nieder. Schon bald überkam uns der Schlaf, und wir begannen zu träumen. Ich schildere meine Version des Traumes, von dem Gilfalas mir später berichtete, dass er genau das Gleiche geträumt hatte.

Ich stand hoch oben in den Bergen über Jasper, und schaute hoch zum Nachthimmel, dessen Dunkelheit vom Licht der zwei Monde und der vielen Sterne durchdrungen wurde, welche hoch oben, frei von allen Sorgen und Nöten, auf uns alle herabschauen. Früher, so erzählten sich die Bewohner von Meridian, waren diese Sterne einmal alle Götter, die über diese Welt herrschten. Doch auch Götter, so göttlich sie sein mögen, streben nach Macht und Ruhm. Und so kam es zu einem unglaublichen Krieg, in dem die Götter und Halbgötter diese Welt mit tödlichen Schlachten überzogen. In der letzten Schlacht wurden solche Zauberkräfte freigesetzt, das die Welt, so wie wir sie betraten, entstand. Große Teile der Erde versunken für immer im Wasser, und der Festlandsockel und die Halbinsel entstanden. Die Götter, welche letztlich unterlagen, wurden für immer ihrer Mächte beraubt und wurden als Sterne in den Himmel verbannt. Von dort schauen sie jeden Tag auf die Welt herab, auf der sie einst wandelten. Welch grausame Strafe. Doch... zurück zu meinem Traum. Dort stand ich nun in den Bergen, schaute hinaus auf die Wälder und Gebirgszüge, die sich vor mir erhoben. Und plötzlich erweckte ein schwaches Licht, welches dort hinten, tief im Wald, auf der Höhe von Cor Noth erstrahlte, meine Aufmerksamkeit. Neugierig wie ich war, wanderte ich dorthin. Und je näher ich kam, desto heller erstrahlte das Licht, nicht blendend grell, sondern von warmen, freundlichem Licht, welche mich zu durchdringen schien, und mich tief in meinem Innersten berührte und wärmte. Als ich schließlich auf der Lichtung ankam, bot sich mir ein faszinierendes Bild. Dort stand eine wunderschöne Frau, in weise Gewänder gekleidet, die das Licht abgaben. Sie umgab ein Schwarm von fliegenden Feen, welche wie kleine Lichtfunken wild durch die Luft tanzten. Doch so schön all das war, so erschrak ich bei dem, was ich als nächstes sah. Eine Frau, mit wirren Haaren, die vom Dunkel selbst umgeben schien, und aus deren Blick nur Hass und Wut sprachen. Vor mir standen, das wurde mir schlagartig klar, die Göttinnen Sha-Lill und Qor. Meine Gedanken überschlugen sich. Diese beiden, gemeinsam hier? Was war geschehen, das diese seit Anbeginn der Zeit verfeindeten Göttinnen sich hier friedlich versammelten? Angst überkam mich bei dem Gedanken, was wohl meine Rolle bei diesem Schauspiel sein würde. Doch bevor ich etwas sagen konnte, flog eine kleine Fee dicht an mein Ohr und fing an zu sprechen:

„Grüße Überlebender des Elfenvolkes. Fürchtet euch nicht, wir wissen um euch und die anderen, und ich und meine Schwester heißen euch willkommen auf dieser Welt. Doch, ach, fürchte ich, wird eure Zeit auf dieser Welt nicht mehr lange dauern, da.." An dieser Stelle stieß Qor ein hässliches Lachen aus und bei dem Gedanken daran gefriert mir noch heute das Blut in den Adern. „Schweig Schwester, noch ist nichts verloren. Oder willst du diesen Sterblichen den letzten Funken Hoffnung rauben, der sie noch am Leben erhält?“ „Nein, doch im Gegenteil zu dir wahre ich die Wahrheit und blende meine Gefolgsleute nicht mit Lügen und Illusionen.“ Als wäre dies ein Stichwort gewesen, bewegten sich auf einmal die Bäume um uns herum, und Faren, die Göttin des Waldes, gefolgt von Jala, Riija und Kraanan betrat die Lichtung. An dieser Stelle wurde mir klar, das etwas Unglaubliches vorgefallen sein musste. Nie zuvor, soweit sich die Helden dieser Welt erinnern konnte, waren die Götter geschlossen aufgetreten, hatten sich den Sterblichen derart gezeigt. Und Angst überkam mich. Sicher, dies war nicht meine wahre Heimat, aber gab es die den noch. Hier hatte ich Freunde gefunden, hier hatte ich gerade angefangen, mich ein wenig einzuleben, trotz aller widriger Umstände. Und jetzt sollte diese Welt untergehen? Die tiefe, feste Stimme von Kraanan riss mich aus meinen Gedanken. „Schweigt alle. Ich werde ihm erklären was sich ereignet hat. Danach wird Faren ihm erklären, was wir erwarten. Für eure ewigen Streiterein ist jetzt keine Zeit mehr.“ Innerlich wappnete ich mich für den göttlichen Streit, der nun unweigerlich kommen musste. Doch, unglaublich, alle Anwesenden senkten betroffen die Häupter und sagten nichts. So fuhr Kraanan fort. „Ihr Sterblichen wisst von den Götterkämpfen, die lange vor eurem Erscheinen auf dieser Welt tobten. Und in euren Geschichten waren wir es, die hier Anwesenden, die diese Schlacht gewannen und die anderen Götter ihrer Macht beraubten und als Strafe an den Himmel verbannten. Das ist falsch.“ Diese Worte trafen mich hart. Wenn nicht diese Götter, an die so viele glaubten, ihnen ihr Leben verschrieben, wer dann? Bevor ich aufbegehren konnte, erzählte Kraanan weiter. „Falsch insoweit dass sie nicht von uns sondern von einem einzigen Gott besiegt wurden. Er, dessen Name nie wieder fallen wird, beschwor den Tod selbst und schickte ihn in die Schlacht. Groß waren die Verluste in den Reihen der anderen Götter. Und wir selbst überlebten nur, indem wir einen Pakt mit dem Tod schlossen. Er würde uns verschonen, dafür sollte wir ihm ihn, dessen Name nie wieder fallen wird, opfern. Der Tod, der nach dem Leben seines Beschwörers trachtete, so dachten wir jedenfalls, willigte ein und lies ab von uns. Geschwächt, aber von Wut und Entschlossenheit durchdrungen, stellten wir uns ihm, dessen Name nie wieder genannt werden wird. Und wir schafften was das, wo andere versagt hatten. Wir überwältigen ihn, und bereiteten seine Opferung vor.“ Tiefes Schweigen legte sich über die Lichtung, Selbst der Wind in den Bäumen verstummte. Die Götter tauschten Blicke untereinander aus, und dann erzählte Faren den Rest dieser unglaublichen Geschichte. „Wir alle waren einer Täuschung aufgesessen. Unser vermeintlicher Sieg, die Opferung, all das war eine unglaubliche Täuschung, die der Tod und der Eine abgesprochen hatten. Seine Opferung würde seine Wiedergeburt in fernen Jahren bedingen, so hatten der Tod und er, dessen Name nie wieder genannt werden wird, sich geeinigt. Wiedergeboren, und mit all der Macht der anderen Götter, die der Tod schon zu sich geholt hatte, ausgestattet. Als Dank für diese Reinkarnation würde er den Tod die Welt überlassen, auf dass er sich an den Lebenden, Tieren, Sterblichen und Göttern, bediene.“ Erschrocken blickte ich auf. Sollte das heißen, es würde ein Gott wiedergeboren werden, und mit ihm würde unsere Welt untergehen? Ich sage unsere Welt, den das war es, so wurde mir in diesem Augenblick klar. Und wenn selbst die Götter kaum noch Hoffnung hatten, was sollte ich dann hier, warum belasteten sie mich mit diesem Wissen. „Ihr fragt euch nun, was ihr in dieser Geschichte für eine Rolle spielt, warum ihr jetzt hier unter uns steht. Nun, wir alle werden euch, unsere Gefolgsleute, und diese Welt nicht kampflos aufgeben. Und so wie wir Götter geschlossen gegen ihn antreten werden, so ersuchen wir euch Sterbliche, es uns gleichzutun. Ihr und euer Bruder werdet eine Allianz schmieden, eine Allianz gegen den Untergang der Welt. Von diesem Augenblick an, seid ihr mit dem Segen der Götter, so schwach er im Vergleich zur Macht des Einen, dessen Name nie wieder genannt werden wird, belegt. Die Sterblichen werden euch folgen. Doch, der Segen nützt euch nur, so ihr euer Gefolge überzeugt, Gewalt oder Unterdrückung werden seine Wirkung verfallen lassen. Nur wenigen trauen wir so eine Tat zu. Und doch benötigen wir Götter die Hilfe der Sterblichen, nur gemeinsam werden wir diese letzte Schlacht überleben und können diese Welt retten.“ So sprach Fairen, und die anderen Götter nickten zustimmend. Furcht und Angst tobten in mir, und fast hätte ich laut gerufen, warum denn unbedingt ich der sein muss, der diese Aufgabe übertragen bekam. Doch dann bildete sich tief in mir etwas Neues. NEIN. Ich würde nicht noch mal eine Welt dem Untergang überlassen. Ich war vor der Offenbarung geflohen. Diesmal würde ich diese Art von Offenbarung annehmen. Tiefe Entschlossenheit durchfloss mich. Ich würde nicht noch einmal Freunde im Stich lassen. Diesmal würde ich kämpfen, diesmal würden wir siegen. Ich richtete mich auf, schaute in die Runde und sprach mit fester Stimme: „Ich nehme diese Aufgabe an. Ihr Götter wisst, woher ich stamme, und unter welchen Umständen ich hierher kam. Ich werde diese Prüfung annehmen. Wir, Götter und Sterbliche, werden diese Schlacht schlagen, und gemeinsam werden wir siegen oder fallen.“ Bei diesen Worten überkam mich eine Ruhe, wie ich sie noch nie verspürt hatte. Dies war die Prüfung, die Offenbarung, der Gilfalas und ich entkommen waren. Hier und jetzt würden wir beweisen ob wir würdig waren, weiterhin das Antlitz der Welt zu erblicken. Bei meinen Worten lächelten die Götter, und einer nach dem anderen trat vor mich und gab mir seinen Segen. Von Kraanan erhielt ich eine normale Lederrüstung, als Zeichen des Schutzes, den er mir gewährte. Qor und Sha-Lill hüllten mich für kurze Zeit in komisches Licht. Das, so sagten sie, würde ihren Anhängern offenbaren, das ich im Willen ihrer Göttinnen handelte. Von Jala erhielt ich eine kleine zierliche Holzflöte, auf denen man die Töne der Macht spielen konnte. Und von Faren erhielt ich einen Gürtel, gefertigt aus den Haaren und Fellen unzähliger Tiere, durchsetzt mit Blattwerk der Wälder Meridians. Der Gürtel der Entschlossenheit, ein Artefakt, von dem ich schon viel gehört hatte. Dann verneigten sich die Götter und entschwanden.
Schweißgebadet wachte ich in meinem Zimmer in Marion auf, und griff hastig zum Bierkrug neben dem Bett. Nur ein Traum? Ich sah mich um und erschrak. Dort auf dem Stuhl neben mir lagen meine Geschenke. Fein säuberlich aufgereiht. Es war kein Traum gewesen. Da die Sonne schon die ersten Strahlen durch das Fenster schickte, kleidete ich mich an und öffnete die Tür. Fast stieß ich mit Gilfalas zusammen. Erstaunt betrachtete ich ihn. Er erstrahlte im Wechsel in hellen und dunklem Licht, und war mit einer Robe bekleidet, die zu leben schien. Wellen durchliefen den Stoff, der jeden Augenblick seine Farbe zu ändern schien. Und in seiner Hand hielt er einen Stock, der zu pulsieren schien. Auch Gilfalas war von den Göttern gesegnet worden, dies wurde mir bei diesem Anblick klar. Und ich erschrak nicht wenig, als ich mein Bild im Spiegel erblickte. Was für mich wie eine einfache Lederrüstung gewirkt hatte, offenbarte sich allen anderen wie ein goldener Plattenpanzer, der blendend grell im Licht der Sonne erstrahlte. Und meine kleine Holzflöte wirkte wie ein Flammenschwert, das aus lodernde, bläulich schimmernde Flammen selbst zu bestehen schien. Im ersten Augenblick erschrak ich, doch dann lachte ich lauthals. Dies war also das Geschenk von Riija, dem Gott der Illusion. Auch in Gilfalas Augen erschien der Funke des Verstehens. Gemeinsam gingen wir ohne weitere Worte in den Schanksaal und wollten unser Frühstück einnehmen. Doch das sollte noch dauern. Als wir eintraten, stieß Tova, der Wirt, einen erstickten Laut aus, und sank in Ohnmacht. Andere Helden, darunter Freunde wie Feinde, starrten uns mit offenen Mündern an. Ich lächelte zu Gilfalas rüber, grüßte die Anwesenden und machte mich dann daran, Tova zu wecken, denn ich wollte mein Frühstück. Gilfalas zapfte uns in der Zeit frisches Bier. Als endlich das Frühstück vor uns stand, was die Taverne bis auf uns und Tova, der seine Sprache noch immer nicht wiedergefunden hatte, leer. Kein anderer war mehr da, und ich zweifelte keinen Augenblick daran, das sich die Neuigkeit ob unseres Aussehens wie ein Lauffeuer durch das Land verbreiten würde. Und ich sollte Recht behalten.

Gilfalas und speisten in Ruhe, genossen das Bier und besprachen, wie wir vorgehen sollten. Um eine Allianz gegen den Einen, dessen Name nie wieder genannt werden wird, zu schmieden, mussten wir den Orden der reinigenden Finsternis und die Forsaken Warriors einen, alles andere würde sich durch die zahlreichen Bündnisse dieser beiden Gilde zu den restlichen, kleineren Gilde klären, so hofften wir. Nur.. wo waren die? Der Orden hatte seine Gildenhalle, die berühmte Würmsfeste, in den Bergen von Jasper. Und die Forsaken Warrior hielten, das war unser letzter Stand, entweder die Gildenhalle an Jalas See oder die Zwergenbinge in den Wäldern Marions. Da wir an der Zwergenbinge auf dem Weg nach Jasper vorbeikommen würden, beschlossen wir, dorthin zu reisen. Sollten die Forsaken Warriors dann doch die Gildenhalle an Jalas See bewohnen, wäre es nur noch ein kurzer Abstecher. So verließen wir Marion in Richtung Jasper. Was dann passierte, hat sich für immer tief in meine Seele eingebrannt. Nie werde ich die Szenen vergessen, die sich dann vor unseren Augen abspielten.

Direkt vor Marion, in Richtung Jasper, gibt es eine kleine Wiese, die in einem kleinen Tal liegt. Der schmale Weg dorthin ist von Bäumen gesäumt, eine kleine Gasse, durch die man schreiten muss um auf die Wiese und von dort dann nach Japser zu kommen. Gilfalas und ich hatten keine zwei Schritte durch diese Gasse getan, als wir uns in riesigen, klebrigen Spinnennetzen verhedderten, die überall auf dem Weg lagen. Derart gefangen umhüllte uns plötzlich eine Wand aus Feuer und gleichzeitig durchzuckten Blitze die Luft um uns herum. Doch gerade in diesem Augenblick, wo ich dachte, dies wäre das Ende meines Auftrages, spürte ich plötzlich, wie mein Gürtel und Gilfalas Robe zum Leben erwachten. Und dann geschah das Unglaubliche. Der Gürtel und die Robe sogen die Zauber, denn um nichts anderes handelte es sich hierbei, in sich auf. Farens Geschenke neutralisierten die Farenzauber, die gerade gegen uns gesprochen worden waren. So schritten wir aus der Gasse hinaus auf die Wiese. Ein unglaubliches Bild bot sich uns. Der gesamte Orden war dort versammelt. Es waren wohl derer zehn, die in ihren Roben und Rüstungen mit grimmigen Blick auf uns warteten. Nie werde ich das Unverständnis und den Unglauben in den Gesichtern der Farenzauberer vergessen, als wir auf sie zuschritten. Ihre Göttin selbst hatte ihnen ihre Macht entzogen. Das war etwas womit sie die nächsten Minuten genug zu tun haben würden. Doch kaum jemand folgte nur einem Gott, und so wurden zornig Zauber im Namen Qors gegen uns gesprochen. Eine Starre durchzog meine Körper, und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Gilfalas neben mir erging es wohl nicht anders. Hohn und Schadenfreude machte sich auf den Gesichtern breit als plötzlich aus Gilfalas und mir Strahlen hervorbrachen, die aus reinem Dunkel zu bestehen schienen, anders vermag ich es nicht zu beschreiben. Die Qormagier wurden alle von solch einem Strahl an der Stirn getroffen und sanken zu Boden. Sofort löste sich die Starre und wir konnten weitergehen. Zielstrebig gingen wir auf den Anführer des Ordens, Tyran und seinen Stellvertreter Smoke zu. Beide bedeuteten ihrem Gefolge sich zurückzuhalten und beschworen die Zauber Sha-Lills. Grelles Licht blendete mich, und ich vermochte nicht mehr zu sehen. Dies dauerte nur wenige Augenblicke, dann brach aus mir und aus Gilfalas ein helles warmes Licht hervor, reinigte unsere Augen und tauchte die Magier Sha-Lills in eine grelles blendendes Licht. Herrschte eben noch Unglaube, so machte sich jetzt Entsetzen breit, und die restlichen Kämpfer stürmten auf uns ein. Ich gebe zu, ich hatte unglaubliche Angst. Das Bild der anstürmenden Ordensmeute wird sich nie vor meinen Augen vertreiben lassen. Wut, Hass und Angst verzerrte ihre Geschichtszüge, die schon so keine wahre Schönheit darstellten. Entstellt von Narben und Dreck, flößte diese Meute schon durch ihr Aussehen Angst ein. An dieser Stelle deutete Gilfalas mit seinem Stab auf die anstürmenden Krieger und ihre Waffen wurden in bläuliches Licht getaucht. Wenige Schritte, bevor sie an uns heran waren, verfiele ihre Waffen zu Staub. Wütend schwangen sie ihre Fäuste und legten die letzen Meter zurück. Doch kein Schlag traf uns. Kurz vor uns trafen ihre Fäuste auf unsichtbaren Widerstand, und der Schmerz in ihren Augen machte mir klar, das dieser Widerstand sehr hart sein musste. Gilfalas blickte zu mir rüber, und ich sah seine Augen vor Schalk blitzen. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Die Götter hatten uns die Möglichkeit eröffnet frei zu sprechen, doch jetzt würden die Schwierigkeiten beginnen. Ich schritt auf Tyran und Smoke zu, und half den beiden auf. Sie wirkten sichtlich erschüttert. Gerade als ich zum Sprechen ansetzten wollte, dröhnten Schlachtenrufe und Waffenklieren aus der Richtung von Japer zu uns herüber. Und schon rannten die Krieger der Forsaken Warrior, alle, auf die Wiese. Die Absicht, den verhassten Feind ein für alle mal zu besiegen stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Soviel zu Ehre und dem Schonen von besiegter Gegner. Während ich noch verzweifelt überlegte, was zu tun sei, hob Gilfalas seinen Stab ein zweites Mal. Direkt vor den am Boden liegenden Kriegern und Magiern des Ordens erhoben sich riesige Brombeerhecken, die von Spinnennetzen durchdrungen waren. Kein wirkliches Hindernis, doch damit hatte mir Gilfalas die Zeit verschafft die ich brauchen würde. Ich griff zu meiner Flöte, und zog sie. Für alle anderen sah es aus, als würde ich mein Schwert ziehen. Durch die Hecke sah ich schon die Krieger wütend auf die Hecke einhauen, die Gesichter vom Hass und der Kampeslust entstellt. Was Krieg und Hass doch die Menschen zu entstellen vermag. Ich hob das Schwert, also meine Flöte gen Himmel und spielte ganz sanft einen Ton darauf. Der Himmel bezog sich sofort. Tiefschwarze Wolken zogen auf, und hüllten die Wiese in ein schummriges Dunkel. Dann, als hätten die Götter meinen Plan begriffen, durchzuckten Blitze und Feuerbälle die Luft, die Erde bebte und die Welt selbst schien unterzugehen. Und genau das hatte ich ihnen allen vorführen wollen, das Ende ihrer Welt. Im Gedanken bat ich um einen letzten, grellen Blitz, der genau in meine Schwert, sprich in meine Flöte einschlagen sollte und dann einen großen Kreis verbrannter Erde um mich herum hinterlassen sollte. Und die Götter erfüllten mir diesen Wunsch. Ein gleißend heller Blitz, grell das die Augen schmerzten, schlug direkt in die Spitze meines gen Himmel gerichteten Schwertes ein, und um mich herum entstand eine Kugel aus purem Feuer, nach deren Erlöschen ich in einem Kreis verbrannter Erde stand. Die Wolken verzogen sich und Sonnenschein tauchte die Wiese wieder in warmes Tageslicht. Auf einen Wink von mir ließ Gilfalas die Hecke verschwinden. Ich hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Ich hatte meine Chance bekommen, was ich nun daraus machen würde, war meine Sache. Was wäre, wenn ich versagen würde? Doch schnell schob ich diesen Gedanken beiseite. Dies war meine persönliche Offenbarung, und ich würde alles tun um mich ihrer würdig zu erweisen und diese Welt vor dem Untergang zu retten. So hob ich die Stimme und sagte: „Höret, dies war nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft. Niemand wird euch zwingen mir und meinem Bruder zuzuhören, und wenn es euer Wille ist, das dieses Inferno euch wirklich ereilt, so fahrt mit dem sinnlosen Schlachten fort, vollendet euren Untergang, noch bevor es die Götter tun. Ich möchte mit den Führern eurer Gilden sprechen, und ihren Vertretern. Tyran, Pietro, ich bitte euch, schickt eure Meute nach Marion hinein. Dort wird Sha-Lill selbst das Kämpfen unterbinden. Tova wird ihnen allen auf meine Kosten Bier und Essen stellen. Dort sollen sie warten. Ich persönlich garantiere für die Unversehrtheit eurer Gildenführer und Stellvertreter.“ Ich schaute zu Gilfalas rüber. Er nickte leicht. So fuhr ich fort: „ Ihr kennt meinen Bruder und mich, wir haben uns stets aus euren Kämpfen herausgehalten. Wir sind neutral und keiner Seite zugetan. Wahrlich nicht. Doch gibt es Dinge, welche die Zusammenarbeit aller auf dieser Welt lebender Menschen bedingt. Darum.. meine Bitte.. hört mich an. Ich werde euch zu nichts zwingen, obwohl ich die Macht habe. Aber ich denke, Menschen die aus freien Stücken für ihre Welt kämpfen, sind bessere Kämpfer, als gezwungene Sklaven fremder Willen.“ Mit diesen Worten setzte ich mich genau in die Mitte des Kreises aus verbrannter Erde, und Gilfalas setzte sich neben mich. Ich hatte getan was ich vermochte. Schnell versammelten sich die Gildenmitglieder beider Gilden, weit entfernt voneinander und die Fetzen von Wortgefechten drangen zu uns herüber. Ich schaute Gilfalas an. Würden sie kommen? Er zuckte leicht mit den Schultern und klopfte mir dann leicht auf die Schulter. Lange tat sich nichts, dann dröhnten wütende Schrei aus der Ecke des Ordens herüber, die aber schnell verstummten. War eine Entscheidung gefallen? Es waren die Forsaken Warriors, genauer der Stellvertreter Grobi der als erstes das Wort ergriff. „Ich kenne Gilfalas seit langer Zeit, und obwohl er nie in unsere Gilde kommen wollte, schätze ich ihn als Freund. Deswegen werden wir euch anhören Tantalas.“ Zu diesen Worten durchschritten die Forsaken Warriors die schmale Gasse und entschwanden gen Marion. Pietro und Grobi setzen sich zu uns in den Kreis. Aus dem Lager des Ordens kam die Antwort. Tyran deutete schweigend gen Marion, und der Rest des Ordens schritt, sichtlich widerwillig durch die Gasse. Tyran und Smoke setzen sich zu uns. Ich deutete Gilfalas mit einem Nicken seine Zauber zu sprechen. Bei den ersten Worten sprangen alle auf, und griffen zu ihren Waffen, doch zu spät. Nur Staub blieb davon übrig. „Verzeiht, doch dies hier ist zu wichtig für uns alle, um ein Scheitern zuzulassen.“ Mit diesen Worten wirkte Gilfalas einen zweiten Zauber, und eine Halbkugel reiner Energie umgab uns. „Nun sind wir ungestört. Lauscht den Worten meines Bruders, und seid versichert, es ist die Wahrheit.“ Nun räusperte ich mich und erzählte ihnen, was mir im Traum wiederfahren war. Keiner unterbrach mich, erinnerten sich doch alle an die Demonstration, die ich und Gilfalas dargebracht hatten. Nach meiner Geschichte herrschte lange Schweigen. Unglauben und auch Angst sprach aus ihren Gesichtern. Es war Pietro, der als erster das Wort ergriff. „Was, so sagt mir Tantalas, erwartet ihr von uns? Wie sollen wir Sterblichen siegen, wo selbst Götter die Niederlage fürchten?“ Ich lächelte sanft und sprach dann mit fester Stimme: „Was sind Götter ohne Getreue? Sie leben von unserer Überzeugung, und ein Gott, dessen Worte nicht von seinen Getreuen verkündet werden, ist ein toter Gott. Doch um deine Frage zu beantworten. Was siehst du, wenn du dich umblickst? Du siehst den verhassten Feind, und Tyran geht es wie dir.“ An dieser Stelle wollte er aufbegehren. „Warte, lass mich ausreden. Weißt du was ich sehe? Ich sehe die Führer zweier großer Gilden, begnadete Führer und Kriegsherrn. Meister der Zauberkünste. Lange haben sich eure Gilden bekämpft. Und jede Schlacht, jedes Scharmützel wurde zur Legende. Ihr, die hier anwesenden, seid die Elite diese Welt. Gegeneinander haben sich eure Fähigkeiten aufgehoben, doch würdet ihr vereint antreten, welche Macht sollte euch und euren Gilden besiegen können? Denkt an eine riesige Streitmacht, unter eurem gemeinsamen Kommando, beraten von mir und Gilfalas. Wer, sagt es mir, wer könnte uns aufhalten. Ich bin bereit mein Leben in eure fähigen Hände zu legen. Und Gilfalas auch. Doch, sagt, bringt ihr beiden überhaupt den Mut auf, etwas neues, großes zu versuchen? Wagt ihr es überhaupt, euch dieser Herausforderung zu stellen?“

Ich wählte meine Worte mit Bedacht, auch wenn sie provokativ klangen. Ich musste sie meinem Willen unterwerfen, nur so konnte ich mein Ziel, die Rettung dieser Welt, verwirklichen. Die Götter hatten gesagt, ich dürfte meine Geschenke nicht zur Unterwerfung nutzen. So wählte ich die gefährlichste Waffe, die den Sterblichen von jeher gegeben ist. Das Wort. Nichts vermag so zu treffen wie ein Wort. Nichts kann schmerzendere Wunden schaffen als ein Wort. Und so focht ich mit Worten gegen alte, verbohrte Ideen und Traditionen, versuchte sie im Angesicht ihres Feines dort zu packen, wo sie leicht zu treffen waren. An der Ehre und dem Zwang, im Angesicht des Feindes den Anschein von Mut und Tapferkeit aufrecht zu halten. Doch log ich nicht. Beide waren begnadete Führer, für ihre Gilden. Doch nun brauchten wir neue Führer, solche, die über die Grenzen der Gilden schauen und das Ganze sehen konnten. Hier sah ich mich und Gilfalas in der Pflicht. Wir beide hatten tagelang die Künste der Kriegskunst gelehrt bekommen. Hatten stundenlang über Taktik und Strategie diskutieren müssen, während draußen die Sonne schien und die Wälder lockten. Und jetzt würde sich all dies hoffentlich bewähren. Dies war meine Hoffnung.

Es war Tyran der als erster sprach. „Niemand bezichtet mich der Feigheit. Niemand. Ich werde euch folgen und diese Armee anführen. Auch wenn es gemeinsam mit dem Feind sein muss. Doch wisset eins. An dem Tag, wo euch die Götter nicht mehr schützen, werdet ihr grausam sterben. Und nun, sagt, was sollen wir tun?“ Ich lächelte kalt bei diesen Worten. Ich hatte nicht vor, nach der letzten Schlacht durch die Hand des Ordens zu sterben. Ein Blick zu Gilfalas offenbarte ähnliche Gedanken. Ich schaute zu Pietro. Er schien in Gedanken versunken, doch dann ging ein Ruck durch ihn. Ich wusste, er hatte die verbale Falle erkannt, die ich gestellt hatte, doch blieb ihm angesichts Tyrans Zustimmung keine andere Wahl. So sprach er denn auch: „Ich weiß nicht warum, aber ich werde euch folgen und diese Schlacht für diese Welt schlagen. Mögen die Götter das ihre tun. Und in noch einem Punkt bin ich mit Tyran einer Meinung. Für eure Frechheit und Unverfrorenheit werdet ihr euch eines Tages verantworten. Und nun, was ist zu tun?“ Wir gingen nach Marion, bestellten Bier und zocken uns auf mein Zimmer zurück. Dort besprachen wir unseren Plan, stellten Listen mit Truppenstärken auf, planten Aufmarschgebiete, legten Punkte für Nachschublager fest, verfassten Tabellen für codierte Nachrichten und planten was zu planen ging. Stündlich verließen Boten unser Zimmer, eilten zu den Verbündeten und kehrten bald mit den Führen all der anderen Gilden wieder. Spät am Abend versammelte ich alle Gildenführer und ihre Vertreter in der großen Gemeinschaftshalle in Marion. Ich erzählte allen noch mal, was mir und Gilfalas wiederfahren war, und kleine Demonstrationen unserer Geschenke taten ihr übriges. Zwei Tage später verließ ein Heer, wie Meridian es noch nie gesehen hatte, Marion gen Jasper. Dort, so war der Plan, würden wir versuchen, den Feind in den Gebirgsschluchten um Jasper in kleineren Scharmützeln aufzureiben, und uns erst im letzten Moment nach Jasper zurückzuziehen. Hier wollten wir dann aus der Gildenhalle am Jalas See den Feind unter Beschuss nehmen. Von hier aus würden wir Ausfälle gegen den Feind führen und den Feind binden. Sobald die Hauptstreitmacht vor den Toren der Gildenhalle stehen würde, sollte ein Trupp Sha-Lill-Magier nach Jasper zurückretten und dann den Feind im Rücken angreifen. Für den Rückzug dieser Truppe planten wir die Würmsfeste ein. Die Streitmacht des Feindes würde sich drehen und damit ihre Flanken verwundbar für Ausfälle daliegen. So planten wir. Und auf dem Papier sah auch alles einfach aus. Wir trafen in Jasper ein, und richteten alles für die drohenden Belagerungen vor. Hand in Hand richteten die ehemals verfeindeten Gilden ihre Hallen her. Die Mauern wurden verstärkt, Nahrungsvorräte eingerichtet und Waffen, Pfeile und Reagenzien eingelagert. Dann wurden die einzelnen Manöver eingeübt. Oft berichteten die Angehörigen unseres Heeres, sie hätten die Götter in ihrer Nähe gesehen. Man wachte also wohlwollend über uns, denn die Mienen waren ergiebig wie nie, die Bäume wuchsen gerade und lieferten ideale Bretter, und der Stahl unserer Waffen schien sich über Nacht selbst zu schärfen. Auch fanden die Magier immer wieder neue Vorräte von Reagenzien in Truhen, die auf einmal auftauchten. Allen Beteiligten war klar: Wir würden diese Schlacht nicht allein schlagen müssen. Es war wohl in der 2. Woche, die Truppen waren mittlerweile gut gedrillt, die Handschrift von Smoke und Grobi war deutlich zu lesen, als die Götter Gilfalas und mich in meiner Stube aufsuchten. Man gratulierte uns für die erreichten Ziele, doch dann wurde Kraanan ernst. „Wir spüren sein Nahen, es wird bald soweit sein. Er wird uns direkt attackieren, und seine Heerscharen werden sich euch direkt stellen. Er ist sich seiner Macht so selbstsicher, das er einen einzelnen direkten Schlag gegen uns führen wird, und seine Heerscharren gegen euch. Ich fürchte, in der Schlacht werden wir euch nicht bestehen können. Wir werden selber kämpfen. Doch eure Geschenke dürft ihr benutzen. Damit kommen wir zu etwas anderem. Zu euch beiden. Ihr gehört, wie viele andere auch, nicht auf diese Welt. Sollte diese Welt untergehen, so werdet ihr nicht mit uns untergehen. Eure eigene Welt existiert noch, dort ist euer Platz.“ Bei diesen Worten wollte ich aufbegehren, rufen das dies doch meine neue Heimat wäre, doch Gilfalas kam mir zuvor.

„Habt Dank ihr Götter, dies ist die Chance auf die wir, seid wir hier leben, gewartet haben. Einst versprachen wir unserem Vater, das wir wiederkehren würden. Und wenn unsere Welt existiert, so wie ihr sagt, so danke wir euch für die Gelegenheit, endlich heimzukehren.“ Ich schaute Gilfalas entgeistert an, doch dann erkannte ich die Weisheit seiner Worte. Wir waren, trotz allem, Fremde auf dieser Welt. Und sollte sie überleben, würden die Kämpfe zwischen Orden und Forsaken Warriors wieder aufflammen. Und wir würden gesucht und gejagt werden. All dies wurde mir klar, und tief in mir spürte ich auch wieder den Wunsch, die Heimat, meine wahre Heimat wiederzusehen. Wieder durch die Wälder zu wandern, die vertrauten Stätten zu besuchen. Gilfalas hatte recht. Dies war unsere Chance, und wir würden sie nutzen. Trotzdem wiederstrebte es mir, unsere Freunde im Stich zu lassen. Doch für solche Überlegungen war keine Zeit. Die Zeit wurde knapp.

Zwei Tage nach diesem Gespräch berichteten Späher von einer riesigen Streitmacht, die aus den Kellern von Far Nohl hervorquoll. Angeführt von dunklen Engeln strömten Untote, Trolle und Geschöpfe, wie sie noch nie zuvor auf dieser Welt gesehen wurden, gen Tos. Dort, so berichteten unsere Späher, sammelten sie sich für den Sturm auf Jasper. An diesem Tag berief ich zusammen mit Gilfalas alle verfügbaren Männer und Frauen zu Jalas See vor Japser. Es war ein beeindruckendes Bild, all diese Menschen, vereint im Kampf um ihre Welt. Und gerade, als ich mich an diese Versammlung wenden wollte, tauchten die Truppen der Prinzessin, des Herzogs und die Rebellen unter der Führung Jonas auf und reihten sich in unsere Armee ein. Es war ein unglaubliches Bild, welches ich nie vergessen werden. Ganz Meridian stand hier versammelt, entschlossen für diese Welt und die eigene Zukunft zu streiten. Innerlich gerührt, wandte ich mich an die Anwesenden.

„Volk von Meridian, dies ist ein denkwürdiger Tag. Ihr alle, wie ihr hier steht, werdet gemeinsam dafür sorgen das wir auch in Zukunft über diese wunderschöne Welt wandern werden, und, so die Götter vermögen, wird diese Schlacht auch das Verhältnis zwischen alten Feinden nachhaltig verbessern. Als das wünsche ich mir für euch.. was sage ich.. für uns. Ihr alle wisst was zu tun ist, habt lang genug geübt, euch die Griffe und Zauber eingeprägt. Jetzt ist es an der Zeit, uns und dem Feind zu zeigen, wie gut wir wirklich sind. Seid ihr bereit, dem Feind dorthin zu schicken, wo er herkommt?“

Ein Schweigen machte sich breit, und dann, wie aus der Kehle eines einzigen Mannes erklang ein lautes „Ja“ welches sich an den Wänden der Berge brach und weit ins Land hinein hallte. „Seid gewiss, das hat der Feind vernommen, und er wird zittern. Und jetzt, den Göttern befohlen, geht auf eure zugewiesenen Positionen.“ Ich blickte zu Pietro und Tyran. Sie nickten leicht. Sie, Gilfalas und ich führten die Truppen, die wir für die kleinen Überfälle ausgebildet hatten. Uns fiel die schwere Aufgabe anheim, zu entscheiden, wann die Zeit für den Rückzug nach Jasper in die Gildenhallen gekommen war. Wir wünschten uns gegenseitig Glück und ich zog Gilfalas zur Seite. „Bruder, Ehre und Stärke mit dir. Stirb da draußen nicht, ich will nicht allein über die Plätze unserer Jugend wandern.“ Wir umarmten uns kurz, und dann gingen wir hinaus. Ich traf bei den mir zugewiesen Truppen ein, und wir machten uns auf den Weg. Ich ließ meine Späher die Passage zwischen Japser und Tos erkunden. Wie erwartet hatte der Feind selbst Späher entsandt, und so kam es schon zu ersten kleinern Gefechten, kaum hatten wir Jasper verlassen. Bei den Spähern handelte es sich ausnahmslos um Untote, die von den Sha-Lill-Magiern schnell besiegt waren. Doch unser Glück wendete sich schnell, als wir auf ein Vorauskommando des Feindes stießen. Angeführt von einem dunklen Engel, kostete mich dieses Zusammentreffen vier meiner besten Männer, die sich furchtlos dem Engel entgegenwarfen. Ich selbst blieb dank meiner Göttergeschenke unversehrt, aber viele meine Männer wurden verwundet. An dieser Stelle beschloss ich, den Rückzug anzutreten. Noch so ein Zusammentreffen würde mich zu viele gute Männer kosten. So drehten wir um, und hielten auf Jasper zu. Plötzlich brachen aus den Pfaden, welche von Cor Noth gen Jasper führen, Unmengen von Untoten hervor. Der Rückweg war versperrt. Ich überlegte kurz und beschloss dann, den Durchbruch zu versuchen. Jedes Warten würde unweigerlich dazu führen, das wir zwischen den feindlichen Heermassen aufgerieben würden. So stürmten wir durch die gegnerischen Truppe, und hinterließen eine breite Lücke in den Reihen des Feindes. Doch leider kostete es mich wieder viele gute Männer. So kehrten wir, unter starken Verlusten, nach Jasper zurück An der Gildenhalle angekommen, bot sich mir ein erschreckendes Bild. Alle anderen waren bereits zurück, und hatten Verluste erlebt, die den meinen in nichts nachstanden. Der Feind hatte seine Streitmacht schon weiter gen Jasper bewegt als wir befürchtet hatten. Der Plan, den Feind aus den Gildenhallen zu attackieren, war angesichts der Zahl der Feinde nicht mehr möglich. Ein Ausfall würde zum Fall der Gildenhalle führen, das wir niemals mehr sicher zurückkehren könnten. Ich erinnerte mich zu diesem Zeitpunkt an den Spruch unseres Lehrer für Taktik und Strategie. „Ein Plan überlebt das erste Zusammentreffen mit dem Feind nie.“ Er hatte Recht, doch was sollten wir machen. Wir berieten uns kurz. Wir waren uns einig, das die Gildenhallen zu Fallen für uns werden würden, sollten wir versuchen, uns dort zu verschanzen. Doch was war die Alternative? Eine große Entscheidungsschlacht? Nach hitziger Diskussion beschlossen wir, erst das Manöver der Sha-Lill-Magier durchzuführen und dann einen gemeinsamen Ausfall aus den Gildenhallen zu führen. Das würde dann die Entscheidungsschlacht werden. Tyran kehrte in die Würmsfeste zurück. Gilfalas und ich halfen beim Beschuss des Feindes vom Balkon der Gildenhalle aus, und unsere Bögen säten Tod und Verderben in den Reihen des Feindes. Doch unaufhaltsam strömten immer neue Feindverbände in das Tal vor der Gildenhalle. Und diesmal waren auch feindliche Bogenschützen dabei. Wir mussten den Beschuss einstellen, zu massiv war das gegnerische Gegenfeuer. Gilfalas schritt zu seinen Truppen und besprach mit ihnen ein letztes Mal den Plan. Sie würden sich nach Jasper zaubern, und von dort einen Stoß gegen den Feind führen. Dann sollten sie sich geordnet zur Würmsfeste zurückziehen und dann gemeinsam mit dem Orden aus der Würmsfeste den Ausfall führen. Ich wünschte Gilfalas und seinen Truppen alles Gute, dann machte ich mich selbst bereit. Vom Balkon wurde berichtet das der Himmel pechschwarz war und Blitze und Feuerbälle am Himmel tobten. Also tobte der Kampf der Götter schon. Dann verschwand Gilfalas mit seinen Truppen und wir sammelten uns für den Ausfall. Geduldig warteten wir auf den Angriff in den Rücken des Feindes, doch von Gilfalas und seinen Truppen war nichts zu sehen. Eine Stunde verging, eine zweite, und langsam wuchs die Sorge in mir. Was war passiert? Wo blieb mein Bruder? Bald sollte ich es erfahren. Die Neuigkeit kam in Form eines gehetzt wirkenden Boten, der über unterirdische Gänge zur Gildenhalle zurückkehrte. Gilfalas und seine Truppen waren in einen Hinterhalt geraten, kaum waren sie in Jasper angekommen. Unter schweren Verlusten war es ihm gelungen, sich vom Feind zu lösen und zur Würmsfeste durchzubrechen. Dort wartete man nun auf das Kommando zum Ausfall. Ich hieß die Truppen sich fertig zu machen und schickte einen Bogenschützen auf den Balkon, er sollte den Brandpfeil, das Zeichen für den Ausfall, abschießen. Als dies passierte, öffneten wir die schweren Gildenhallentore und stürmten hinaus in die Scharren von Feinden. Die ersten Minuten überlebte ich dank meiner Göttergeschenke und hoch war der Tribut, den der Feind mir zahlen musste. Doch.. wo blieben die Truppen des Ordens, wo die Überreste von Gilfalas Truppen? Langsam aber sicher wurden wir von den Truppen des Feindes eingekesselt, mussten wir unter Verlusten zur Gildenhalle zurückweichen. Der Feind setzte hartnäckig nach, und es war nur eine Frage der Zeit, bis wir hier im Feld alle sterben würden. So ordnete ich den Rückzug in die Gildenhalle an, was dann auch noch einem Teil von uns gelang. Gering war die Zahl derer, die sich wenig später wieder im Schutz der Gildenhallen wiederfand. Wo waren die Truppen des Ordens gewesen? Hatte man das Signal nicht gesehen? Fragen, auf die ich die Antworten brauchte. Pietro, der wie Grobi zu den Überlebenden gehörte, gesellte sich zu mir. Lange sagten wir nichts, doch dann sprach es Grobi aus: „Verrat“. Mehr sagte er nicht, und doch sprach er aus, was alle dachten. Wie hatte es zu dem Hinterhalt in Jasper kommen können. Nur wenige wusste von dieser Aktion, und wo war der Orden gewesen? Und wo war mein Bruder? Hatte der Orden uns verraten? Die Antwort bekamen wir wenig später. Die Truppen des Ordens strömten aus der Würmsfeste, wie unser Späher vom Balkon verkündete. Doch anstatt attackiert zu werden, wich der Feind zurück und machte Platz. Kurz darauf erscholl eine Stimme, die nur Tyran gehören konnte, vor unserer Gildenhalle.
„Ergebt euch, und euer aller Tod wird gnädig sein. Kämpft, und ihr werdet einen unsäglich schmerzhaften und grauenvollen Tod finden.“ Wir schauten uns an.. also doch. „Und deinen Bruder haben wir auch Tantalas, also gebt auf.“ Wütend schaute ich in die Runde. Aufgeben, niemals, das hätte Gilfalas nie gewollt. Ich schaute Pietro und Grobi an. Sie schüttelten leicht den Kopf. Ich schaute in die Gesichter der letzten Männer, die sich in der Gildenhalle befanden. Sie alle griffen entschlossen zu ihren Waffen und machten sich bereit. Es war aussichtslos, und doch, lieber einen ehrenvollen Tod in der Schlacht, als ein erbärmlicher Tod, erkauft durch eine Kapitulation, an deren Ende nur ein qualvoller Tod liegen konnte, egal was der Feind verkündete. So machten wir uns bereit für die letzte Schlacht. Ich stellte mich an der Spitze auf, in der Hoffnung, meine Göttergeschenke würden den Feind wenigstens einigen Schaden bereiten bevor es mich treffen würde. Ich dachte an Gilfalas, an Vater und ich wusste, sie würden genauso handeln. Also nickte ich nur leicht, zückte mein Flötenschwert und schritt zum Tor. Auf meine Zeichen öffnete es sich, und ich schritt hinaus, gefolgt von meinen wenigen Männern, Pietro und Grobi an meiner Seite. Tyran lächelte siegsbewusst als wir hinaustraten. Doch ich erhob meine Stimme.

„Du allein hast den Untergang dieser Welt verschuldet, denn egal was der Feind dir geboten hat, du wirst sterben, und mit dir diese Welt. Du hast die Götter verraten, die dir all die Zeit über ihre Macht gewährten. Ich werde sterben, dies ist mir bewusst. Doch werde ich als Krieger sterben, und nicht als elendiger Verräter, wie du einer bist. Mit diesen Worten ergriff ich meine Flöte und deutete mit der Spitze nur auf Tyran. Ein greller Blitz entlud sich gegen ihn, und er sank sterbend zu Boden. „Seht wie es Verrätern ergeht. Ich fordere euch nur ein letztes Mal auf. Kehrt zu uns zurück und steht uns im letzten Gefecht bei.“ Ich wartete schweigend, und sie kamen. Einer nach dem anderen. Der Feind ließ sie gewähren. Sie reichten sich wieder ein, und Gilfalas wurde freigelassen. Seite an Seite standen wir da, nur ein Bruchteil der feindlichen Armee, und doch würden wir nicht weichen, bis wir fielen. Plötzlich donnerte es fürchterlich, und die Götter manifestierten sich in unseren Reihen. So standen wir da, eine Streitkraft, unglaublich, und doch nur ein Tropfen gegen das Meer der Feinde, welche vor uns stand. Lange passierte nichts, und dann teilte sich das feindliche Heer, erschien eine Gestalt, die aus der Finsternis selbst zu bestehen schien, in der offenen Fläche. Er, dessen Name nie wieder genannt werden würde.
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Beitrag von Tantalas Zerza » 10:34 11.02.2004

Dann begann die Schlacht. Wir waren vielleicht zahlenmäßig unterlegen, doch wir kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, geeint in dem Wissen, das unser Scheitern das Ende der Welt bedeuten würde. Und auch die Götter gaben ihr Bestes. Zauber durchzuckten die Luft, der Schlachtenlärm war ohrenbetäubend. Die erstickenden Schreie Dahinsterbender überlagerten alles andere. Nach kurzer Zeit wurden Gilfalas, Pietro, Grobi und ich mit einigen wenigen Männern von dem Rest unserer Truppen abgeschnitten, und wir wehrten uns verbissen. Groß war der Tribut, den wir dem Feind abrungen. Und doch, nur Tropfen eines Meeres. Auch wenn es keiner sagte, wir alle wussten das unser Ende nahte. Bald standen nur noch wir vier in dem Meer aus Feinden, der letzte Widerstand, den es gab, denn von unseren Männern sah ich keine mehr. Die Geschenke der Götter halfen ein letztes Mal, retteten uns alle ein ums andere Mal vor dem drohenden Ende. Und dann.. gerade als ich das rostige, vor Gift tropfende Schwert eines Untoten auf mich herabsausen sah, waren wir auf einmal an einem anderen Ort. Irgendwo in den Wolken, vor einem Portal. Um uns herum standen alle Götter. Faren ergriff das Wort: „ Ihr alle habt tapfer gekämpft, und habt mehr geschafft, als wir für möglich geglaubt hatten. Doch diese Welt ist verloren. Es ist an der Zeit, das ihr alle zurückkehrt. Und seid versichert, ihr seid alles andere als unwürdig. Hätte es mehr Elfen wie euch gegeben, wäre die Offenbarung anders verlaufen. Doch nun geht.“ Mit diesen Worten schob uns Faren alle durch das Portal. Ich war der letzte und als ich mich noch einmal umblickte, sah ich den Einen, dessen Name nie wieder genannt werden wird, nahen. Dieses Bild werde ich nie vergessen. Dann schritt auch ich durch das Portal. Ich spürte ein Zerren und verspürte einen starken Ruck, als würde etwas meine Rückkehr zu verhindern suchen. Doch schon wenige Augenblicke später traf ich im Tempel von Lichthafen ein.

[to be continued ...]
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